Über Konusschlüssel
Obsolet sind die Inhalte dieses Artikels also nicht. Man findet immer noch Konen am Fahrrad, die man mit einem Konusschlüssel einstellen kann.
Manche Fahrrad-Spezialwerkzeuge sind Zeit- und Arbeitserleichterungen für Tätigkeiten, die man auch mit Standardwerkzeugen durchführen könnte; manche Spezialwerkzeuge sind absolut notwendig für bestimmte Tätigkeiten. Unter diesen essenziellen Werkzeugen sind Konusschlüssel. Man kann sie durch kein Standardwerkzeug ersetzen.
Konusschlüssel ähneln normalen offenen zweiseitigen Maulschlüsseln. Sind sind nur wesentlich dünner. Ein typischer qualitativ hochwertiger 14 mm Maulschlüssel (oder Engländer) ist ungefähr sieben Millimeter dick (0,28 Zoll); billige Schlüssel sind sogar noch dicker. Konusschlüssel sind jedoch etwa zwei Millimeter (0,08 Zoll) dick.
In den meisten Fällen kann ein Standardmaulschlüssel oder ein verstellbarer Rollgabelschlüssel für die Kontermutter des Konus genommen werden. Der Konus selbst kann jedoch nur mit einem Konusschlüssel eingestellt werden, weil die flachen Seiten sehr schmal sind und man nicht viel Platz hat.
Die Kontermutter eines Konus mit zwei Schlüssel anziehen
Konusschlüssel werden üblicherweise in den Größen 13/14 Millimeter, 15/16 Millimeter und 17/18 Millimeter ausgeliefert. Wenn man die Wartung von Nabenkonen selbst durchfühhren möchte, muss man mindestens einen Schlüssel in der notwendigen Größe zu hause haben. Der beste Weg, herauszufinden, ob der Konusschlüssel, den man kaufen möchte, passt, ist der Weg zum Fahrradgeschäft und vor Ort den Schlüssel ausprobieren.
Billige Werkzeuge sind niemals ein gutes Geschäft. das gilt auch insbesondere für Konusschlüssel. Wegen ihre extremen Flachheit und der Größe der Muttern, auf die sie passen, müssen Konusschlüssel aus besonders hochqualitativem Stahl gefertigt sein, damit sie die Kräfte, die im Gebrauch aufgewendet werden, aushalten. Schlechte Konusschlüssel verbiegen sich direkt bei der ersten Nutzung und werden damit nutzlos.
Campagnoloqualität
Wie bei so vielen anderen Fahrradwerkzeugen und -bauteilen ist Campagnolo der Standard, den man für Vergleiche heranzieht. Sheldon Brown hat seine Campagnolo Konusschlüssel bereits zwölf oder dreizehn Jahre (vermutlich also seit Anfang der 1970er Jahre) im Einsatz und sie sind noch genauso passgenau wie am ersten Tag. Er hat die Campagnolo Konusschlüssel angeschafft, nachdem er mehrere billige französische Konusschlüssel im professionellen Einsatz innerhalb kürzester Zeit verschlissen hatte. Bis dahin hat er Nichts gefunden, das bei ernsthaftem Einsatz lange hielt.
In den letzten Jahren (Anfang der 1980er Jahre!) sind jedoch aus Amerikanischer und Japanischer Produktion brauchbare Konusschlüssel zu einem vernünftigen Preis auf den Markt gekommen. Im Allgemeinen bekommt man qualitativ hochwertigere Werkzeuge, wenn man sie einzeln kauft statt vorkonfektionierter "Fahrrad Werkzeugkoffer".
Schwinn stellt besonders gute Konusschlüssel für den Werkstatteinsatz her. Sie haben nur ein Werkzeugende und haben einen komfortablen Kunststoffüberzug am Griff. Unglücklicherweise muss man, weil sie Einender sind, insgesamt zehn Stück kaufen, damit man für jede der fünf gängigen Größen zwei Stück zur Hand hat. 18 mm Konusschlüssel scheinen so selten zu sein, dass selbst Sheldon diese Größe nie im Einsatz hatte.
Die obige Markenempfehelung ist nicht mehr ganz aktuell. Inzwischen ist das bevorzugte Werkzeug ein lasergeschnittenes Park Tool SCW-15 mit schwarzem Finish für Werkstätten.
Es gibt Zeiten, zu denen zwei Konusschlüssel der gleichen Größe essenziell sind. So benötigen zum Beispiel Campagnolo Record Hinterradnaben zwei 14 mm Schlüssel für beide Konen und die Kontermutter; die Kontermuttern haben schmale Flachstellen und verjüngen sich so stark, dass man auch bei der Kontermutter wie beim Konus nur mit einem Konusschlüssel ordentlich arbeiten kann.
Schneller mit Zweien
Selbst wenn zwei identische Konusschlüssel nicht essenziell sind, sind sie eine großartige Hilfe, beim schnellen und exakten Einstellen der Konen.
Wenn man keine zwei Konusschlüssel der benötigten Größe hat, muss man bei den geringsten Einstellarbeiten zuerst die Kontermutter lösen, danach den Konus einstellen und die Kontermutter wieder festziehen. Wenn man die Konuseinstellung gerade richtig justiert hat und die Kontermutter nicht ausreichend fest ist, wird das Festziehen der Kontermutter die Einstellung wieder verändern. Genaue Konuseinstellung wird mit dieser Technik zu einer zeitraubenden systematischen Ausprobierarbeit.
Wenn man zwei Konusschlüssel der nötigen Größe hat, kann die Feinjustage schneller und einfacher durchgeführt werden. Zuerst stellt man die Konen ungefähr richtig ein und zieht die Kontermuttern recht fest an. Wenn die Koneneinstellung zu fest ist, setzt man jeweils einen Schlüssel auf jeden Konus an und löst die Konen voneinander weg.
Dies löst die Konen simultan und zieht automatisch die Kontermuttern fester. Falls die Koneneinstellung zu lose ist, dreht man die Kontermuttern aufeinander zu. So werden Konen und Kontermuttern gleichzeitig fester angezogen. So kann man sehr feine Einstellarbeiten an den Konen ohne Lösen der Kontermuttern durchführen.
Zwischen jedem Konus und seiner Kontermutter sollte eine verdrehsichere Unterlegscheibe sitzen. Man könnte glauben, dass dieses System einem die Arbeit erschweren würde. In der Praxis stimmt das aber nicht, wenn man zumindest mit einer bereits grob richtigen Einstellung beginnt.
Spiel reduzieren
Um die korrekte Einstellung bei Naben mit Vollachse zu erreichen, muss man die Konen eng genug anziehen, um das Spiel auf eine Minimum zur reduzieren, ohne dass die Achse blockiert, wenn man die Nabe dreht. Man sollte zuerst die Freigängigkeit der Lager abschätzen, wenn die Konen so lose sind, dass es ein wenig Spiel gibt.
Stelle Dir vor, Du wärest ein Tresorknacker und die Achse wäre der Drehknpof des Safes. Halte die Achse an der Kontermutter des Konus sanft zwischen den Fingern. Drehe die Achse sehr langsam einige Umdrehungen. Führe die Drehung aus dem Handgelenk und nicht mit Bewegung der Finger aus. Du solltest fast keinen Widerstand und keine Unebenheiten in der Drehung spüren.
Wenn Du Rauheit oder Unebenheiten spürst, während die Lager lose sind, heißt das, dass die Lagerflächen beschädigt sind, die Achse verbogen ist oder sich Dreck in den Lagern befindet.
Wenn sich alles frei und ohne Unebenheiten bei losen Lagern drehen lässt, merke Dir das Gefühl. Ziehe die Konen Stück für Stück fester bis Du minimal mehr Widerstand fühlst. Dann drehe die Konen wieder ein minimales Stückchen heraus, um den Widerstand los zu werden.
An diesem Punkt sollte es kein merkliches Spiel in der Achse mehr geben. Wenn Du nicht jegliches Spiel aus der Achse herausbekommst, ohne dass die Lager festfahren, muss die Nabe gereinigt und neu gepackt werden. Am besten macht man das mit Neuteilen.
Manche Naben mit geschlossenen Patronenlagern haben doppelte Kontermuttern an beiden Seiten. Die Achse hat im Allgemeinen eine Flanke innerhalb des Lagers. Die innenliegende Lauffläche jedes lagers ist zwischen dieser Flanke innen und der inneren Kontermutter außen eingeklemmt. Die Patronenlager haben Radialkontaktlager: das heißt, dass die Lagerkugeln unten in abgerundeten Rillen auf der inneren und äßeren Lauffläche laufen, statt auf angeschrägten Oberflächen wie bei klassischen Konuslagern.
(Wir bekommt man bei solchen lagern die Kugeln ins Innere magst Du Dich fragen. Man platziert die Laufflächen exzentrisch zueinander, so dass es eine große Lücke auf eines Seite gibt. Durch die Lücke schiebt man die Kugeln ein, verteilt die Lagerkugel gleichmäßig und läßt den Käfig einschnappen, so dass die Kugeln in Position gehalten werden.)
Außer an den Kontermuttern lässt sich bei diesen Lagern nichts einstellen. Sie sollten sich immer frei drehen und nach Montage im Laufrad sollte es an der Felge ganz wenig Spiel geben. Wenn sich diese Lager festfahren, ist vermutlich eine Kugel an die Seite der Rille gerutscht. Das kann passieren, wenn die Kartusche sich wegen Dreck oder Beschädigungen nicht richtig gesetzt hat oder die Achse nicht exakt zur Nabe passt.
Die Achse komprimieren
Wenn man Naben mit Schnellspannern hat, ist obiges Geschrieben nur der Startpunkt. Wenn der Schnellspannhebel geschlossen wird, wird die Achse leicht komprimiert und die Konuseinstellung wird zusammengedrückt. Wenn die Konen außerhalb des Rahmens perfekt eingestellt sind, wird alles zu fest, sobald das Laufrad eingebaut und der Schnellspannhebel geschlossen wird.
Um das zu kompensieren, müssen Konen für Schnellspannachsen so eingestellt werden, dass es ein klein wenig Spiel verbleibt, wenn das Laufrad nicht eingebaut ist. Die abschließende Einstellung passiert, wenn der Schnellspanner partiell geschlossen ist. Das letzte bisschen Spiel muss gerade so verschwinden, wenn der Schnellspanner komplett geschlossen wurde. In Sheldons Artikel über Konenzentrierung wird ein Spezialwerkzeug beschrieben, das die Achse komprimiert, so dass man bei der Einstellarbeit nicht viel probieren muss.
Achsenkomprimierung ist ein bestimmtes Problem bei Naben mit Patronenlagern, weil sie nicht einstellbar sind. Die besseren Patronenlagernaben haben extra versteifte Achsen mit größerem Durchmesser.
Missbrauch vermeiden
Weil Konusschlüssel in allgemeinüblich nützlichen Größen daherkommen und sehr leicht sind, ist es oft verführerisch, sie zu anderen Zwecken einzusetzen. So kann man sie zum Beispiel zur Satteljustage, zum Befestigen von Achsenmuttern oder für Pedalachsen benutzen. Widerstehe dieser Versuchung! Diese Werkzeuge sind nur für Konen und jeder andere Einsatzzweck stellt einen Missbrauch dieses feinen Werkzeugs dar. Jeder andere Einsatzzweck benötigt deutlich mehr Drehmoment als Einstellarbeiten an Konen. Diese dünnen Werkzeuge sind für so harten Einsatz nicht gemacht. Hochqualitative Werkzeuge sollten ein Leben lang halten, wenn sie vernünftig behandelt werden.
Siehe auch
Quelle
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Tool Tips Cone Wrenches von der Website Sheldon Browns. Originalautor des Artikels ist Sheldon Brown.
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